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WIR WERDEN EINE MENGE ROSEN IN DEN FLUß WERFEN, UM IHN DURCHQUEREN ZU KÖNNEN

Wetbewerb für temporäre Skulptur im Rosengarten, Treptower Park, Berlin 2024, Eingeladene Auswahl

Beschreibung: Das Werk besteht aus einem Bronzeguss, der auf einem Gitter von 36 Waschbetonplatten befestigt ist. Die Waschbetonplatten, die wie die denkmalgeschützten Originalplatten 50 x 50 cm messen und darauf gelegt werden, bilden mit einer Höhe von 4 cm einen subtilen Sockel für die Skulptur. Als Skulptur wird sie im Maßstab leicht vergrößert und aus Bronze gegossen. Die Oberfläche wird sanft gebürstet sein und erhält dadurch eine leicht glänzende gelbe Oberfläche. Die Metalloberfläche wird das Sonnenlicht reflektieren und aus der Ferne Neugier erwecken. Allerdings wird sie dabei nicht deutlich sichtbar werden. Sie soll eine Entdeckung für das Publikum bleiben. Auch soll das Werk nicht in optischer Konkurrenz mit der Umgebung oder dem ohnehin schon merkwürdigen und metaphorischen Erscheinungsbild eines Wegs, der in nichts führt, treten.

Konzept: Der Bronzeguss stellt eine Pflanze dar, die zwischen den Platten wie Unkraut herauswächst. Sie strebt nach Leben, obwohl der Boden mit einem Betonbelag bedeckt ist. Die Pflanze ist die Rose von Jericho, eine Wüstenrose, die auch als Auferstehungspflanze bekannt ist. Der Entwurf zeigt sie in ihrer entfalteten Form und nicht in ihrem bekannteren getrockneten Zustand. In der Trockenperiode sieht sie wie ein Bündel getrockneter Zweige aus, aber sobald es regnet, entfaltet sie sich und bekommt kleine weiße Blumen. Darüber hinaus ist sie in allen abrahamitischen Religionen voller Symbolik und wurde von christlichen Pilgern nach Deutschland gebracht.

Der Titel des Werkes "Wir werden eine Menge Rosen in den Fluß werfen, um ihn durchqueren zu können" ist Teil einer Strophe aus dem Gedicht von Mahmud Darwishs "Auf dem Weg ist noch ein Weg" (was auch dem zusätzlichen "Sockel" entspricht) und im Gedichtband Weniger Rosen zu finden. Mahmud Darwish war ein kommunistischer palästinensischer Dichter, dessen Geburtsort Birwa bei der Gründung des israelischen Staats zerstört wurde, ab 1970 lebte er im Exil. Seine Werke wurden in mehr als 35 Sprachen übersetzt und er erhielt viele internationale Preise, unter anderem 2003 den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis. Ein kleines Schild, auf dem der Titel steht, wird auf einer der Waschbetonplatten befestigt. Es wird auch ein QR-Code geben, der die Besucher*innen zum ganzen Gedicht, zu Daten für geplanten Veranstaltungen und zu mehr Information über die Arbeit führt, einschließlich des Namen des Künstlers oder der Künstlerin.

Die entfaltete Wüstenrose ist in diesem Entwurf eine orts- und zeitspezifische Arbeit. Sie ist als Rose bekannt (obwohl die Pflanze eigentlich keine echte Rose ist) und findet dadurch einen Platz im Rosengarten. Sie kommt aus dem Nahen Osten, wo ein Krieg tobt, der die deutsche Gesellschaft, Politik und Erinnerungskultur betrifft und spaltet. Das heißt, der Konflikt hat genauso viel mit unserer Gesellschaft, wie mit der israelischen und palästinensische Gesellschaft zu tun, nur die Folgen davon sind weder gleich noch gerecht verteilt.

Die Rose steht hier als Frage und als Zeichen der Hoffnung. Wie und wo darf die Rose existieren? In einem Gedicht aus 2002 schrieb Darwish, "Wir säen Hoffnung," und ich hoffe, dass die Kunst noch in der Lage ist, das zu tun.